Saint-Estèphe
Auf Phélan Ségur hatte man die längste Lese der Geschichte und der Cabernet Sauvignon konnte ideal ausreifen. Großartige Balance! Montrose war unbeschreiblich gut und Calon Ségur geriet 2023 sogar noch besser als 2022.
Pauillac
Während der biodynamische Pontet-Canet mit einem Veilchenstrauß an Aromen betörte, geriet Pichon Lalande ganz klassisch im allerbesten Sinn mit 80 Prozent Cabernet-Sauvignon-Anteil. Lafite Rothschild schoss mit einem Kunstwerk aus Cassis und Bleistift den Vogel ab. Mouton-Rothschild hielt sich mit 13,3 Prozent Alkohol an die Regeln des Jahrgangs. James Suckling spricht zu Recht vom besten Mouton seit 2016. Lynch Bages gefiel uns mit seiner dunklen Frucht besonders gut. Batailley kann man durchaus als sehr gewinnenden Geheimtipp bezeichnen.
Auf Grand Puy Lacoste vergleicht Emeline Borie den Jahrgang mit einer besseren Version von 2015. Interessant, kann man hier aber nachvollziehen, weil die Cabernet Sauvignons so schön reif geworden sind.
Saint-Julien
Auf Léoville Barton surft man nach wie vor auf einer sehr hohen Qualitätswelle. Ein saftiger, balancierter Saint-Julien der Extraklasse. Liliane Barton vergleicht den Jahrgang mit einem Mittelding aus 2014 und 2016. Léoville Poyferré darf ohne Ende Brombeer-Duft verströmen und ist dunkler und wuchtiger. Auch Beychevelle hatte mit 61 Prozent den bisher höchsten Cabernet-Sauvignon-Anteil.
Léoville Las Cases befindet sich aktuell in einer sehr starken Phase. Sehr erfreulich, dass man mit minus 40 Prozent gleich am Beginn der Kampagne ein sehr starkes Zeichen setzte. Damit ist er der günstigste seit 2015!
Haut-Medoc
Cantemerle zählt zu den Shootingstars im Einstiegsbereich. Mit 75 Prozent Cabernet Sauvignon hatte man den höchsten Anteil in der eigenen Geschichte und mit 13 Prozent Alkohol schwebende Leichtigkeit bei dennoch absolut reifen Tanninen – bravo!
Margaux
Auf Palmer spielte man einmal mehr mit dem Ausreizen der Reife und hatte großen Erfolg. Château Margaux ist so fein und ziseliert wie sonst kein Wein. Rauzan Segla etabliert sich seit 2015 als der dritte große Name im Bunde. Das unterstreicht er 2023 mit 13,5 Prozent Alkohol. Auf Lascombes wurde Axel Heinz’ erster Jahrgang mit Spannung erwartet. Er hat einen genialen Klassiker abgeliefert.
Pessac-Léognan
Die Weißweine sind teilweise erstaunlich. Domaine de Chevalier und Smith Haut Lafitte zeigen sehr starke Persönlichkeiten, die vom doch etwas kühleren Sommer hier profitierten. Haut-Brion zeigt sich majestätisch und noch recht verschlossen, aber sehr fein und kühl.
Saint-Émilion
Edouard Moueix gab zu, dass er wegen der Reife im August etwas nervös war. Aber zum Schluss ging sich alles gut aus. Sein Bélair Monange konnte erstmals auch neue Weingärten aus den Hängen mitverarbeiten. Das Ergebnis, das erstmals im 2023 eröffneten Château gezeigt wurde, ist berauschend und genial.
Geheimtipp mit Top-Preis-Leistung: Tour de Pressac! Laroque war wieder ein betörender Schmeichler.
Pomerol
Hosanna war ein Highlight, das mit vollreifen Kirschen unter dem Deckmantel der cremigen Würze spielte. Trotanoy durfte dann mit mehr Kraft und Struktur am Gaumen wieder aufräumen. Ein großartiger Trotanoy.
Alexandre Thienpont auf Vieux Château Certan vergleicht den Jahrgang mit 1988 mit etwas mehr Fleisch. Superb. Latour à Pomerol gefiel uns auch sehr gut, und Lagrange schoss in der Appellation den Preis-Leistungsvogel ab.
Sauternes und Barsac
Die Botrytis kam, sah und siegte in der Eroberung der vollreifen Trauben und verleiht dem Jahrgang seinen Zauber. Hier gibt es ausgezeichnete Exemplare. Doisy-Daëne und Suduiraut waren bestechend.