Spanien
Dem Preis-Leistungs-Weinwunder auf der Spur
Autor: Bernhard Hlavicka
Das Weinland Spanien ist mit 961.000 Hektar das Land mit der weltweit größten Anbaufläche. Aus Spanien stammt viel Billigwein, aber es finden sich auch immer mehr ausgezeichnete günstige Weine, die nicht nur wegen des Preises, sondern wegen der hervorragenden Qualität als absolute Preis-Leistungs-Hits gelten. Spanien ist vermutlich das Land mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der Welt – im Folgenden wollen wir unsere Favoriten ins Rampenlicht rücken.
Das berühmteste und bekannteste Gebiet Spaniens heißt Rioja und hier wächst vornehmlich Tempranillo, der mit circa 95.000 Hektar Platz eins unter den roten Sorten einnimmt. Die Weine aus der Region Rioja zählen seit vielen Jahren zur Weltspitze. Sie sind berühmt für ihren fassgereiften Stil und haben mit den Typen Crianza, Reserva und Gran Reserva Qualitätsstufen zu bieten, die die Länge der Fassreife angeben. Die typische Rioja Reserva, wie zum Beispiel die von Marqués de Vargas, zeigt einen intensiven Duft nach Beeren, Würze, Rauchigkeit und Leder. Dabei wirkt sie aufgeblüht und dennoch nicht müde, bedarf aber auch keiner langen Reifezeit im Weinkeller mehr.
Dass auch junger Rioja seinen Reiz haben kann, beweist auf beeindruckende Art der Lindes de Remelluri. Kaum einer ist so dicht, dunkel und kraftvoll. Der Winzer Telmo Rodríguez verwendet dafür französische Barriques. Sein Weingut verfügt über eines der besten Terroirs des gesamten Gebiets. Tiefdunkel, kirschfruchtig und mit ultrafeinem Tannin begeistert dieser Wein, der von 40 Jahre alten Buschreben stammt. Aber nicht nur in Rioja wachsen gute Tempranillos, auch weiter westlich auf der Hochebene des Toro-Gebiets gedeiht eine Spielart der Sorte unter dem Namen Tinta del Toro hervorragend auf den sandigen Böden. Raul Achá vom Weingut Matsu produziert zum Beispiel kraftvolle Weine mit erfrischender Säure, die mehr als nur einfachen Trinkspaß bereiten.
Wohlschmeckende Vielfalt
Tempranillo ist nicht die einzige hochwertige Rebsorte Spaniens. Auch Garnacha, Cariñena und Monastrell erleben in den heißeren Gebieten ideale Klimabedingungen, um perfekt ausreifen zu können. Die Region Jumilla in Murcia, auf der Höhe von Alicante gelegen, ist die Heimat prächtiger Buschreben von Monastrell, jener Rebsorte, die in Frankreich als Mourvèdre bekannt ist. Monastrell aus Jumilla, wie der von der Finca Bacara, ist immer saftig, kräftig und tiefdunkel. Wahre Blockbusterweine. Auch Garnacha, die in Frankreich Grenache heißt, kann zu wuchtigen, hier teilweise auch farbtiefen Weinen gelingen.
In der größten Region, La Mancha in Zentralspanien, bereitet zum Beispiel die Familie Bastida brombeerfruchtige Weine von lehmig-sandigen Böden. Trotz ihrer Kargheit und Unwirtlichkeit ist La Mancha ein riesiges Weinbaugebiet mit 195.000 Hektar. In Spanien gibt es aber auch viele kleine Gebiete, die teilweise vergessen wurden oder zumindest aus dem Fokus der Weinmärkte gerutscht sind. Beispiele dafür sind sowohl das inzwischen wieder berühmte Priorat im Nordosten, als auch Ribeira Sacra oder Bierzo in Galicien, wo es viele fantastische Weine zu entdecken gibt. Ein noch unbekannterer Streifen ist La Serra Llarga in Costers del Segre im Hinterland von Barcelona. Dabei handelt es sich um ein kleines Gebirge mit hohem Gipsanteil, an dessen Hängen schon seit Römerzeiten Wein angebaut wird. Findige, wie das Team des biodynamisch arbeitenden Weinguts Lagravera, machten sich daran, dieses Terroir, das zu den besten Spaniens zählt, wieder ordentlich zu bewirtschaften. Gleich der Einstiegs-Tempranillo namens Laltre ist ein ungemein packender, kleiner und doch großer Wein, wie er nicht besser für diese Kategorie stehen könnte.