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Unlängst saß ich mit lieben Freunden beim Abendessen zusammen. Und gerade, als es uns am besten schmeckte, sagte einer, er habe über den Sommer 50 Kilo (!) abgenommen, aber die bringe er wahrscheinlich demnächst wieder auf die Waage. Der klassische Jo-Jo-Effekt, wir kennen das. Immer mehr genussaffine Menschen manchen radikale Diäten, trinken monatelang keinen Alkohol und reden sich ein, das tue ihnen gut, nur um danach gleich wieder in das alte Muster zu verfallen.
Meine Internistin kritisiert das scharf. Sicherlich ist es gut, der Leber einmal drei alkoholfreie Wochen zur Entgiftung zu gönnen, aber wir müssen uns vielmehr damit beschäftigen, wie wir das Jahr über genussvoll leben können, ohne unsere Gesundheit zu gefährden. Es geht wohl darum, eine gewisse Balance zwischen Spannung und Entspannung im Alltag zu finden. Und wenn wir uns durch kulinarische Genusserlebnisse belohnen – Feiern zu schönen Anlässen inklusive – können wir durch zwei, drei maßvolle Tage ohne schwere Dinners unmittelbar gegensteuern und uns für neue Genüsse bereit machen. Dabei könnte man sich einmal an der chinesischen Philosophie orientieren, die besser als wir versteht, dass in unserem Leben polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene duale Kräfte oder Prinzipien wirken, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen. Nicht Jo-Jo, sondern Yin und Yang lautet also die Devise. Um eine Balance im Leben zu erreichen, darf nicht Krieg zwischen Völlern und Fasten herrschen, sondern die Einsicht, dass Genuss und Verzicht zusammengehören und es einen guten Rhythmus zwischen den beiden ankommt. Das weiß fast jeder, aber die wenigsten schaffen es.
An dieser Stelle muss ich mich wohl bei der Nase nehmen. In meiner Kolumne soll es ja über Wein gehen, daher wird jetzt sofort elegant die Kurve gekratzt. Es gibt nämlich auch ein Yin und Yang beim Wein, die richtige Balance zwischen Power und Spannung und so etwas wie eine sinnvolle Mitte, die sogenannte „Alltagsweine“ attraktiv macht, deren Wert in einer Zeit der Superlative nach Punkten notorisch unterschätzt wird.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für die Wachauer Kategorien „Steinfeder“, „Federspiel“ und „Smaragd“ brechen, die noch immer eine gute Orientierung über die zu erwartende „Gewichtsklasse“ der damit etikettierten Weine geben. Die Kategorie „Federspiel“ war noch nie so attraktiv wie heute, denn mit diesem Begriff aus der Falkenjagd findet man mit traumwandlerischer Sicherheit jenen Weißweintyp, den Herr und Frau Österreicher bei den meisten Anlässen für ideal halten.
Diese Thematik ist bei Gott nicht auf die Wachau – etwa Hirtzberger Rotes Tor (Federspiel wohlgemerkt), Prager Hinter der Burg oder F.X. Pichler Klostersatz – beschränkt. Wir sehen das bei der Kundennachfrage von mittelgewichtigen Weißweinklassikern wie Ott Fass 4 oder Am Berg, Markus Huber Obere Steigen, Messwein von Stift Göttweig, Bründlmayer Berg Vogelsang oder Am Punkt, Ebner-Ebenauer Ebenthal oder dem klassischen Wiener Gemischten Satz – you name it! Für diese gesamtösterreichische Weinkategorie, die beliebteste überhaupt, gäbe es einen gelernten Begriff, nämlich „Klassik“, seit Willi Sattler dereinst mit der „Steirischen Klassik“ den Aufstieg der steirischen Weine eingeläutet hat. Heute im flächendeckend durchgesetzten DAC-System reden wir von „Gebietsweinen“, wenn wir diese Klassiker meinen. Sie tragen aus marketingtechnischen Gründen oft Zusätze aus der Geologie, wie bei Tement: Sauvignon Kalk & Kreide, Morillon Muschelkalk usw. Wie immer die Betriebe dem Konsumenten die Botschaft des so wichtigen mittelgewichtigen Weins vermitteln: Die Wachau hat mit „Federspiel“ ihre dementsprechende Marke erfolgreich durchgesetzt.
Ich habe gerade in letzter Zeit einige großartige Vertreter dieser mittleren Kategorie getrunken. Es sind je nach Jahrgang, Terroir und Handschrift des Betriebes ganz unterschiedliche Charaktere, ja sogar elegante Rotweine darunter. Der 2022er Grüne Veltliner Dürnstein Federspiel, ein Ortswein vom Tegernseerhof, ist knochentrocken, schlank und frisch wie eine Steinfeder, frei von Ecken und Kanten und gerade deshalb ein idealer Durstlöscher. Am anderen Ende der Skala der mittelgewichtigen Veltliner-Klassiker steht zum Beispiel der Ried Renner von Schloss Gobelsburg, eine Erste Lage mit viel Rückgrat, aber feinstem Aromenspiel, Charme und Trinkfluss.
Ich war auf vieles gefasst, als ich mir den Welschriesling von Heinz Velich aus dem Seewinkel zum Verkosten einschenkte. Er wird ohne nähere Herkunft etikettiert und entspricht daher dem ehemaligen Tafelwein, der untersten Kategorie aller österreichischen Weine. Velich stellt ihn nicht mehr zur Qualitätsweinverkostung an, weil er so gar nicht dem apfelig-limonadigen Geschmacksprofil eines trockenen Welschrieslings entspricht, und immer wieder bei der Prüfnummernverkostung durchfiel. Ich frage mich: Warum eigentlich? Können die amtlichen Verkoster nicht zwischen fehlerhaften Weinen und neuen Wegen auf der Suche nach Herkunftscharakteristik jenseits des Mainstreams unterscheiden? Wissen sie nicht, dass Seewinkel anders schmecken MUSS als Leithaberg?
Ein unterschätzter Weintyp ist für mich der steirische Morillon, der eine Chablis-artige Mineralität und Frische entwickeln kann, die bei Frauwallner oft schon beim Gebietswein erkennbar ist. Mit dem Ortswein Straden Basalt kommt noch etwas mehr Tiefgang dazu, der dieser Sorte auf den einzigartigen Böden des Vulkanlands besonders gut steht. Und eine dosierte Power genügt auch dem Blaufränkisch Ried Saybritz aus dem Traumjahrgang 2019 von Thomas Kopfensteiner, um zu demonstrieren, dass der Eisenberg scheinbar schwerelose Rotweine mit viel innerer Spannung und feinsten, ganz einzigartigen Aromen hervorbringt.
Es gibt Gelegenheiten, da braucht es Weine mit Kraft, Dichte und Wucht. Aber viel öfter suchen wir nach mittelgewichtigen Weinen, die nicht mittelmäßig, sondern außergewöhnlich sind. Und gerade die sind nicht immer leicht zu finden.
Ihr Willi Klinger
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