Ich trinke selten amerikanische Weine – nicht aus Prinzip, sondern weil sie entweder schwer zu bekommen oder schwer zu bezahlen sind. Und wenn man dann doch mal einen richtig guten erwischt, dann erwischt’s auch direkt die Geldbörse. Beim Thema Holz in Weißwein bin ich ohnehin skeptisch, also war ich umso gespannter, wie sich dieser Chardonnay von Talley Vineyards im Glas schlägt. (Brian Talley übernahm 1991 das 1986 gegründete Familienweingut in San Luis Obispo, genau zwischen San Francisco und Los Angeles. Die Familie Talley ist seit drei Generationen im Gemüseanbau tätig, pflanzte aber erst 1982 die ersten Reben.)

Erster Eindruck? Reife Birne, frisches Karamell – aber keine überbordenden Rauch- oder Vanillearomen. Das macht direkt Lust auf den ersten Schluck. Am Gaumen dann schöne Frische, guter Zug, ein Hauch Honigmelone und ein feiner, fast burgundischer Abgang. Ein richtig pro-europäischer Amerikaner, wie man ihn sich wünscht. Das Holz? Präsent, aber unterstützend – nie dominant. Echt viel Chardonnay aus den USA für faires Geld. Solche Weine können locker über € 70,– liegen.

PS: Schnell zuschlagen – bevor die neuen US-Tarife greifen!