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Groß trinken für kleines Geld

Groß trinken für kleines Geld

Klingers spitze Zunge

Willi Klingers spitze Zunge grau breit

Österreichs Spitze und Vergleichbares aus Frankreich

KennerInnen wissen, was gemeint ist. Weine, die beim ersten Schluck jeden Zweifel zerstreuen, dass das, was man da im Glas hat, etwas Besonderes ist. Und weil Größe zweifelsfrei zu erkennen gar nicht so einfach ist, halten sich die meisten, die es sich leisten können, an die bekannten Etiketten, die Nomenklatura dessen, was manchmal auch wirklich gut, in jedem Fall aber wirklich rar, hoch bewertet und richtig teuer ist. Das hat zur Folge, dass die Beschäftigung mit den berühmten großen Weinen der Welt heutzutage für die meisten Weinfreunde immer unerschwinglicher wird. Die gute Nachricht dazu ist, dass es noch nie so viele großartige Alternativen zu den üblichen Verdächtigen unter den Oligarchenweinen gab wie heute. Die Formel für großen Weingenuss um kleines Geld lautet daher: Wer nicht zahlen will, muss sich auskennen oder sich gut beraten lassen.

Beim Weißwein haben’s ÖsterreicherInnen und Deutsche besonders gut. Während die Preise weißer Burgunder derzeit wegen ständiger Ertragsausfälle durch die Decke gehen, bekommt man unsere großen Lagen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch immer problemlos unter € 100,– die Flasche. Das hat auch damit zu tun, dass die Qualität dieser Weine immer noch nicht auf breiter Front erkannt wird. Im Nachbarland Italien grassiert zum Beispiel ein frankreichlastiger Provinzialismus, der einem die Zornesröte ins Gesicht treibt. Gerade in gehobenen Lokalen an der Adria, wo ÖsterreicherInnen und Deutsche die Mehrheit der Urlaubsgäste darstellen, charakterisiert die Weinkarten neben einem lieblos zusammengestellten italienischen Weinangebot nicht selten eine vor Tippfehlern strotzende Angeberei mit burgundischen Weißen, zusammengewürfelt ohne Fachkenntnis. Die Verantwortlichen in den Restaurants schreiben auch noch eher Kalifornien, Chile oder Australien auf die Karte, anstatt sich ins Auto zu setzen und einmal in der Steiermark, an der Donau, am Rhein oder an der Mosel nachzuforschen.

Der Klimawandel mischt aber auch die Karten in anderen Kategorien völlig neu. Beim Schaumwein zum Beispiel zeigen sich sehr interessante Perspektiven. Die Champagne kann scheinbar den Durst der internationalen Märkte nach den allseits bekannten Marken kaum mehr befriedigen, sodass alle Jahre wieder vor Weihnachten das Christkind ohne Dom Pérignon, Cristal, Comtes de Champagne und Winston Churchill dasteht. Mit Champagnern kleinerer Häuser, wie dem Demeter-Betrieb Lelarge-Pugeot, kann man problemlos gegensteuern. Und siehe da: Wenn sich deutsche und österreichische Weingüter mit ihrem hohen Qualitätsanspruch und den besten, kühlen Terroirs aus dem Desaster der Sekt-Massenproduktion herauswinden, stellen die erfahrensten KommentatorInnen unvoreingenommen fest, dass die qualitativen Alternativen zum unangefochtenen Leader Champagne heute von Gebieten nördlich der Alpen kommen, British Fizz inklusive.

Beim österreichischen Pinot Noir ist leider noch kein Grund zum Feiern am Platz. Hier ist Burgund immer noch Lichtjahre entfernt, zumal es dort weiterhin feine Qualitäten um die € 60,– gibt. Man muss sich bloß die Mühe machen, nach jungen AufsteigerInnen zu suchen, anstatt sich über die Preisexplosionen bei den Stars zu echauffieren. Immerhin findet man in der Alten Welt außerhalb Burgunds auch feinen Pinot Noir, der aber nur in seltenen Fällen zu echter Größe heranwächst. Es gab auch schon legendäre Verkostungssiege der HerausforderInnen, zum Beispiel von Wieningers Grand Select oder Markowitschs Reserve bei großen Blindverkostungen in Asien. Dass Österreichs Pinot-Noir-Träume noch nicht in den Himmel wachsen, zeigen die Preise: Auch wenn jemand Romanée-Conti in einer Blindverkostung besiegt hat, wird er seinen Pinot nicht in der Weltklasse etablieren können, wenn er nur eine Nebenfront des Angebots ist. Deutschlands Spätburgunder mit Fürst, Becker, Huber, Knipser & Co ist mit Preisen jenseits von € 100,– heute schon mehr als einen Schritt weiter. Und so bleibt dem österreichischen Pinot Noir zurzeit nur das Preis-Leistungs-Trostpflaster.

Immerhin! Still ist es um die österreichische Cabernet- und Merlot-Kompetenz geworden. Das ungebrochene Verlangen des Volkes nach Zweigelt und die Sympathie der Freaks für den Blaufränkisch haben der ursprünglichen Euphorie für die französischen Sorten hierzulande den Boden entzogen. Das hat auch etwas Gutes, denn mit den autochthonen Sorten Blaufränkisch, Zweigelt und Sankt Laurent hat Österreich bessere Trümpfe im Blatt als mit Cabernet und Merlot, die auf der ganzen Welt in Strömen und in guten Qualitäten angeboten werden. Und doch ist es gut, dass Andi Kollwentz den ersten Cabernet, den sein Vater schon 1983 geerntet hat, weiter pflegt. Er hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass er ein international beachtliches Niveau erreichen kann. Und dann wäre da noch Albert Gesellmanns Bela Rex aus 50 Prozent Cabernet und 50 Prozent Merlot. Gerade ist der 2019er herausgekommen, ein großer Jahrgang, der keine € 40,– kostet. Ich sage nicht, dass er Pichon Lalande – den für mich besten 2019er Bordeaux – in den Schatten stellt. Aber man muss schon mindestens einen Phélan-Ségur, selbst ein Bourgeois-Überflieger, der in klassifizierten Gefilden wildert, auspacken, wenn man Frankreich Paroli bieten will. Und das sind gute Nachrichten für Menschen, die für vernünftiges Geld groß trinken wollen.

Loimer vs. Lelarge-Pugeot

Markowitsch vs. Domaine A. Chopin et Fils

Gesellmann vs. Phélan Ségur