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Autor: Willi Klinger
Am Horizont steht der exuberante Jahrgang 2022. Und schon fielen in der zweiten Aprilhälfte JournalistInnen, HändlerInnen, Sommeliers und Adabeis wie die Heuschrecken über die Châteaus an der Gironde her, um die ersten Fassmuster dieses neuerlichen „Jahrtausendjahrgangs“ zu verkosten. Ich habe die Trauben bei der Ernte verkostet und denke mir: ein superreifer, heißer Brummer, der mit der steigenden Klimakrisen-Erfahrung der WinzerInnen sicherlich einige Monumente wie seinerzeit der 2003er, aber auch kopflastige Alkoholbomben hervorbringen wird. Ein „kalifornischer“ Jahrgang, bei dem die 100-Punkte-Wertungen nur so purzeln und dafür die Preise in lichte Höhen klettern werden. All das sind Attribute, die mir als langjährigem Bordeaux-Fan sagen: Das wird nicht meiner, obwohl ich trotzdem einige Kisten der Besten mit der süchtigen Miene des Zockers kaufen werde.
In Wirklichkeit freue ich mich, dass ich mich mit dem Jahrgang 2020 eingedeckt habe, und zwar in der Subskription, aber auch noch jetzt bei der Arrivage, denn die abgefüllten Weine liefern mehr Sicherheit in der Beurteilung als die aus embryonalen Chargen zusammengezimmerten Kostmuster für die En-Primeur- Verkostungen sechs Monate nach der Ernte. Und siehe da: Erst in den vergangenen Wochen hat sich immer klarer herausgestellt, dass der geniale Jahrgang 2020 auch von den besten VerkosterInnen ursprünglich etwas unterschätzt wurde. Zwar sprachen alle vom unglaublichen Trio der Spitzenjahre 2018, 2019 und 2020, aber die aktuellsten Reports der relevanten ExpertInnen haben plötzlich den 2020er vorne, zumindest nach Punkten.
Davon halte ich immer weniger. Ich komme langsam in das Alter, in dem ich mich mehr dafür interessiere, was man jetzt am besten trinken soll. Und dazu gehören für mich die besten Weine aus mittleren Jahrgängen, die ich am liebsten nach 10 bis 20 Jahren Reife genieße – also derzeit 2012, 2011, 2008, 2007, 2004 und 2001, wobei ich mich auch auf den herrlichen 2017er freue. Bei den als groß gehandelten Bordeaux-Jahrgängen unterscheide ich zwischen den warmen – 2022, 2019, 2018, 2015, 2009, 2003 und 2000 und den „klassischen“ – 2020, 2016, 2014, 2010 und 2005. Die warmen Jahrgänge haben den Vorteil, dass man sie früher trinken kann, obwohl die besten auch ewig halten, die „klassischen“ brauchen mindestens zehn Jahre Zeit und beinhalten auch danach noch das Risiko einer gewissen Strenge, die sich nur bei den Top-Weinen in volle Harmonie auflöst. Dann passiert das Wunder: Solche Weine übertreffen alles, was es in der Welt an Cabernet und Merlot gibt. Sie definieren sich nicht nur über Intensität, Körper und Länge, sondern noch mehr durch Präzision, Finesse und den Herkunftscharakter, also ihre ästhetische Dimension, die sie unverwechselbar macht.
Solche Cabernets und Merlots gibt es nur in den besten Weingärten an der Gironde – und von Jahrgängen wie 2020. Weil aber das Primeur- Business 2020/21 wie jenes von 2019/20 noch stark von der Verunsicherung durch die Pandemie geprägt war, liegt das Preisniveau für diese Juwelen trotz der grassierenden Inflation deutlich unter 2010 und 2016. Das bedeutet: Die 2020er sollte man noch schnell kaufen, bevor die Preise im Windschatten der zu erwartenden Rallye für den Jahrgang 2022 anziehen.
Bordeaux hat ein Imageproblem. In den Medien dreht sich alles um die winzige Spitze des Eisbergs der klassifizierten Gewächse. Dabei wird übersehen, dass Bordeaux mit 110.000 Hektar nach Languedoc-Roussillon das zweitgrößte Weinbaugebiet Frankreichs ist. Viele weniger bekannte Weingüter haben Probleme, ihren Wein abzusetzen, sodass derzeit Rodungsprämien gezahlt werden, um die Anbaufläche zu reduzieren. Dabei gibt es außerhalb der Elite jede Menge interessanter Weine in günstigeren Preisklassen. Die Crème de la Crème dieser Preis-Leistungs-Stars sind die ehemaligen Crus Bourgeois. Die besten unter ihnen haben diese Vereinigung 2003 nach zahlreichen juristischen Streitereien um den Status „Cru Bourgeois Exceptionnel“ verlassen. Sie haben heute einen höheren Bekanntheitsgrad und ein besseres Image als so mancher Cru Classé und widerlegen damit das gängige Vorurteil, dass guter Bordeaux generell unbezahlbar wäre.
Château Poujeaux, Labégorce oder Sociando-Mallet haben längst ihre eigenen Fangemeinden aufgebaut und sich zu den Stars im Segment zwischen € 30,– und 50,– entwickelt. Dazu gesellt sich auch Château Capbern, das sich im Windschatten von Calon-Ségur und mit der Expertise von Michel Rolland einen guten Namen gemacht hat. Diese Weine haben Stil, Herkunftscharakter und ein Reifepotenzial von mindestens zehn Jahren, sind aber nach fünf Jahren bereits gut trinkbar, was für viele KundInnen ein Vorteil sein kann. Zudem zählen sie in ihrer Preisklasse international zu den Charakterweinen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Man darf sich von ihnen vieles erwarten: klassisches Bordeaux- Trinkgefühl mit eleganter Struktur, präzisen Aromen nach Cassis mit einem Hauch Vanille und ein feinkörniges Tannin, wie es noch vor 15 Jahren nur den ganz großen Crus vorbehalten war. Aber eines ist ganz klar: Sie haben viel Charakter und heben sich dadurch wohltuend von der Masse der austauschbaren Fruchtler am Markt ab.
Das Preissegment zwischen € 50,– und 60,– ist in Bordeaux mit klingenden Namen besetzt, zum Beispiel Phélan-Ségur, das mit einem bemerkenswerten Erfolgslauf seit dem Jahrgang 2016 die wohl spektakulärste Karriere aller nicht klassifizierten Gewächse hingelegt hat. Die Fachwelt reiht diesen Ex-Bourgois in Saint-Estèphe aktuell auf Platz 4 hinter Montrose, Cos d’Estournel und Calon-Ségur – noch vor den Crus Classés Lafon-Rochet und Cos-Labory. Château d’Armailhac ist kein Zweitwein, sondern ein eigener klassifizierter Pauillac aus dem Stall von Mouton-Rothschild. Was mich an diesem herrlichen Wein Jahr für Jahr fasziniert, ist seine Finesse. Auch wenn der Wein in seiner Preisklasse nicht die Power des großen Bruders Mouton haben kann, verrät ein kurzes Hineinriechen in das Glas die noble Abstammung: feinstes Tannin und eine stilistische Brillanz, wie man sie nur von den allerersten Adressen kennt. Ich habe mich 2020 auch mit einem ganz besonders gelungenen Pomerol eingedeckt, einem Wein aus einer Appellation also, die kaum je für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis stand. Der 2020er Bourgneuf ist die große Ausnahme und für mich eine Entdeckung!
Diese Preisklasse vereint sechs klassifizierte Gewächse, die von Bordeaux-Liebhabern vor allem deswegen geschätzt werden, weil sie höchst anspruchsvolle Musterbeispiele ihrer jeweiligen Appellation sind: der mineralische Saint-Julien von Lagrange, 2020 mit Mini-Ertrag und daraus folgend fantastischer Dichte; die idealtypischen Margaux von Giscours, zuletzt so gut wie seit 1970 nicht mehr; Olivier Bernards Domaine de Chevalier in Pessac-Léognan, bei dem es seit Jahren heißt: aufmachen, einschenken und perfektes Bordeaux-Feeling genießen; Grand-Puy-Lacoste, von dem ich immer mehrere Jahrgänge im Keller habe, weil kein anderer Wein mehr Pauillac-Charakter hat („Zack-Pauillac!“); und für den moderneren Gaumen der schokoladig zupackende Pape Clément aus Pessac-Léognan. Saint-Émilion war 2020 insgesamt eine sehr erfolgreiche Gemeinde, doch der herrliche Pavie Macquin schlägt so ziemlich alles. Ein echter Anwärter auf den „Wein des Jahrgangs“. Wer diesen Wein auslässt, macht einen großen Fehler!
Auf der nächsten Stufe der Klassifikation, bei den 2ème Crus Classés, empfehlen wir drei Châteaus, die trotz ihres hohen Ranges und der aktuellen Top-Form ihrer Teams noch nicht dem ultimativen Preishype unterliegen, weil sie nicht im primären Fokus von Oligarchen und Investmentfonds stehen. Léoville Barton, zum Beispiel, ist ein legendärer Saint-Julien, den man beim ersten Hineinriechen in das Glas oder spätestens im Abgang des ersten Schlucks als klassischen „Claret“ der alten Schule identifizieren kann – der Wein hat einfach Stil! Damit unterscheidet er sich ganz klar von seinem Nachbarn Léoville Poyferré, der für viele attraktiver, das heißt schokoladig-fruchtig, kraftvoll und moderner schmeckt – typisch Michel Rolland eben. Wieder völlig anders zeigt sich Rauzan-Ségla: straff, schlank und ganz auf Margaux-Eleganz für PuristInnen ausgelegt. Ich halte den direkten Vergleich zwischen diesen drei stilistischen Bordeaux-Ikonen für eine äußerst spannende Idee für einen Weinabend, vor allem in der Blindverkostung.
„Was also will man mehr?“, werden Sie sich an dieser Stelle fragen, oder: „Was ist es, wofür ich dann noch viel mehr Geld drauflegen soll?“ Nun, es gibt wohl noch eine Dimension von Bordeaux, die eine zusätzliche Investition erfordert, für die es preislich keine Obergrenze zu geben scheint: Diese zusätzliche Eigenschaft heißt „Größe“. Ich habe vor Jahren den Satz formuliert: „Ein großer Wein ist ein Geschenk von bleibendem Wert, weil man seinen Geschmack ein Leben lang nicht mehr vergisst.“ Auf der Suche nach eben diesem heiligen Gral des unvergesslichen Trinkerlebnisses lauern gerade für Weinverrückte, die keine Kosten scheuen, immer wieder schmerzhafte Enttäuschungen – Weine, die viel mehr Geld kosten als die bisher genannten, aber die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.
Nun, hier sind drei Tipps, für die ich meine Hand ins Feuer lege, und das aus ganz unterschiedlichen Überlegungen: Château Bélair Monange, der Nachbar von Ausone am genialen Kalkplateau, ist der starke Aufsteiger in Saint-Émilion aus dem Stall des legendären Christian Moeuix. Ein Noch-Geheimtipp unter den ganz großen Weinen vom Rechten Ufer, den ich als herrliche Verbindung von moderner Saftigkeit und detailgenauer Präzision empfinde, und der wohl in Zukunft noch in höheren Preisklassen landen wird. Demnach auch ein Investment.
Mit großer Genugtuung verfolge ich seit 2014 auch die geniale Serie meines „emotionalen Lieblingschâteaus“ Pichon-Lalande unter Nicolas Glumineau. Ich führe diese Weine im Herzen bereits als Premiers Crus. Sie sind zwar teuer, jedoch kann man auch sagen, dass man sich mit ihnen für weniger als zum halben Preis Jahr für Jahr in der absoluten Bordeaux-Elite befindet.
Ja, und wer ganz großen Pomerol trinken will, aber nicht Le Pin, Lafleur oder Petrus finanzieren kann oder will, ist bei Vieux Château Certan an der richtigen Adresse. Kleiner oder großer Jahrgang: Dieser Wein ist seit 20 Jahren regelmäßig gut und wird jedes Jahr immer noch besser. Deshalb landen jährlich einige der begehrten Flaschen mit der pinken Kapsel in meinem Keller.
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