Seit den Neunzigerjahren hat sich in der österreichischen Weinszene viel getan. Was siehst Du als wesentlichste Veränderung?
Willi Bründlmayer: Vom ersten Tag an war ich Partner von WEIN & CO, eigentlich schon vor der Eröffnung – bei gemeinsamen Verkostungen mit dem Gründer Heinz Kammerer. Viele unserer Weine und Sekte feierten ihre Premiere bei WEIN & CO. Ganz besonders freue ich mich über die lebendige Entwicklung des österreichischen Weines und die internationale Anerkennung, die Wein aus Österreich heute immer mehr erhält.
Welchen Deiner Sekte trinkst Du derzeit am liebsten? Und welcher ist der aktuelle Liebling Deiner Frau?
Willi Bründlmayer: Unser allererster Sekt war der Brut Reserve im Jahr 1989. Der erfolgreiche Brut Rosé kam später. So wird auch heute noch der klassische Brut Reserve von mir ganz besonders gern entkorkt. Immer denke ich dabei an die ersten schönen Tage der Produktion und den erfolgreichen Weg dieses Sektes. Meine Frau wiederum liebt unseren neuesten Jahrgangssekt, Blanc de Noirs 2015 – noch dazu der Geburtsjahrgang unseres ersten Enkelkindes – mit extrem feiner Perlage, Frische aber auch kuscheliger Wärme durch 100 Prozent Pinot Noir und mehrjährige Reifung auf der Hefe.
Langenlois hat sich zu einem wahren Sekt-Kompetenzzentrum entwickelt. Wie lautet Deine Erklärung dafür?
Willi Bründlmayer: Längs des Donautals gibt es ja viele tolle Lagen und es wachsen wunderbare Weine links und rechts der Donau. Dort aber, wo der Kamp ins Donautal trifft, gibt es ein spezielles Klima und die für Sekt am besten geeigneten Böden. Auch wenn es im Sommer und Herbst sehr heiß wird, kühlt der vom nördlichen Waldviertel einmündende Kamp immer mit einer frischen Brise würziger Waldluft. Die Luft und die außergewöhnlichen Lagen des Kamptals verhindern, dass die Grundweine für unseren Sekt ihre Frische verlieren und breit und langweilig werden. Ideal sind die Rieden, die 100 Meter oder noch mehr über dem Talboden liegen, im Bereich des frischen Windes aus dem Waldviertel, idealerweise auf kargem, steinigem Boden wachsend.
Was empfindest Du als Deinen größten Erfolg als Winzer?
Willi Bründlmayer: 1980 hatte ich das elterliche Weingut übernommen. Im Jahr 1986 gelang ein sensationeller Erfolg. Unser vollkommen unbekannter und nur in sehr kleiner Menge hergestellter Chardonnay 1985 wurde bei einer weltweiten Verkostung des „Weinpapstes“ Luigi Veronelli zum besten Chardonnay der Welt gekürt. Viele Experten wollten in der Folge diesen – natürlich ausverkauften – Wein probieren. Bei uns im Keller in Langenlois war das möglich, aber nur als Blindverkostung im Vergleich zu unseren besten Grünen Veltlinern: Langenloiser Berg Vogelsang, Loiserberg, Käferberg und Kammerner Lamm erreichten so die Würdigung, und unserem Grünen Veltliner wurde plötzlich die verdiente Hochachtung entgegengebracht. Noch in den Siebzigerjahren galt er ja eher als Sorte einfacherer Trink- und Heurigenweine. In der Folge aber erlangte Grüner Veltliner den Status als großer Wein, auf Augenhöhe mit Chardonnay und Riesling.
Man hat den Eindruck, dass das Weingut Bründlmayer sich nie auf seinen Lorbeeren ausruht, sondern ständig weiterentwickelt. Welcher war zuletzt der wichtigste Schritt?
Willi Bründlmayer: Wir machen auch immer wieder mal einen Schritt zurück: noch traditioneller, noch einfacher und direkter zu arbeiten, wirklich handwerksmäßig. Wir haben festgelegt, nur sorgfältig handgelesene und dabei noch ausgeputzte Weintrauben zu verarbeiten, ausschließlich nachhaltig und in Bio-Qualität, auch beim Sekt keine Abkürzungen zu nehmen, sondern ausschließlich die traditionelle Flaschengärung mit Handrütteln jeder einzelnen Flasche zu bevorzugen. Billige Abkürzungen kommen nicht in Frage.
Weihnachten rückt näher. Möchtest Du verraten, welche Weine du an den Festtagen aus dem Keller holen wirst?
Willi Bründlmayer: Mhh, das ist ein komplexes Thema: In unserem Keller schlummern nicht nur eigene Weine, sondern feine Weine aus vielen Anbaugebieten der Welt. Eine kleine Weltreise zu Weihnachten, nicht im Flugzeug, aber mit fein duftenden und hinreißend schmeckenden Weinen aus unterschiedlichen Lagen und Ländern, das bereitet mir schon sehr großen Spaß. Sehr wichtig ist mir, dass die Menschen, die hinter den Weinen stehen, mir auch persönlich sympathisch sind. Auf das Jahr 2022 werden wir zu Silvester aber auf jeden Fall mit Brut Rosé anstoßen, der uns bisher schon so viel Glück und Freude gebracht hat!
Vielen Dank für das Gespräch!