Aus dem slowenischen Hinterland weht die Bora über die blassgoldenen Trauben der Rebulastöcke und bringt sie zart zum Schwingen. Indes setzt ein Marienkäfer verhalten zum Flug an – die Glasflügel geputzt, die unendlichen Hügelketten, einem Handrücken gleich, vor den Fühlern ausgebreitet. Von solchen leisen Momenten erzählt der Wein von Marjan Simčič. Denn er verlangt Geduld, ist nichts für den schnellen Genuss.
Er erzählt aber auch von anderen Händen, jenen, die eine einzelne Beere so achtsam pflücken, als wäre sie aus Glas. Sie zum Mund führen und auf die wohlbedachte Reaktion des Gaumens warten, ehe sie mit der Lese beginnen. Diese wird sie hektarweit durch das buckelige Gebiet zwischen Alpen und Adria führen, das sich Brda nennt. Es ist ein Wein, der durch Zartheit spricht und dabei von getrockneten Blüten, Apfeltrester, Sherry-Nachklängen und einem ätherischen Pfefferhauch zu berichten weiß.
Und wenn man ganz genau hinhorcht, dann hört man ihn von der Natur flüstern, die bis in den Keller hineinreicht und zur Finesse inspiriert: ein Most, der den Schalenkontakt nicht schmäht, ein Wein, der, spontan vergoren, weder Reinzuchthefen noch Filterung kennt. Denn der volle Körper mit seinem extrem feinkörnigen Tannin, untermalt von perfekter Salzigkeit und Kreidigkeit, bedarf keiner Korrektur.
„Ich glaube, dass im Wein Wahrheit liegt“, sagt Simčič, und tatsächlich verschmelzen in diesem reinsortigen Rebula abertausende kleine Geschichten zu einer einzigen Authentizität, jedes Glas eine Einladung zur Sinnesreise – für all jene, die bereit sind, zuzuhören