Autor: Willi Klinger
Manche Weinhändler packen gerne den großen PR-Hammer aus, wenn es um die Promotion ihrer Selektionen geht. Es gibt sogar liebe KollegInnen, die ihre eigenen Weine mit Punkten bewerten. Da kann es schon einmal sein, dass ganze Serien durchgehend zwischen 18/20 und 20+/20, oder 95/100 und 100/100 bekommen. „Jeder Krämer lobt seine Ware.“ lautet ein alter Spruch. Aktuell lese ich in der Burgund-Promotion eines Schweizer Kollegen: „Burgund 2020 – der größte Jahrgang aller Zeiten. Das ist eine gewagte Aussage, aber der Jahrgang ist dermaßen einzigartig, dass wohl kaum jemand das Gegenteil behaupten wird.“
Da haben die Eidgenossen Recht, denn wer wie wir die 2020er eingehend verkostet hat, weiß, dass in diesem mengenmäßig sehr kleinen Jahr etwas ganz Besonderes gewachsen ist. Ich bin zwar gerade 66 geworden, aber ganz reicht es trotzdem nicht, um beurteilen zu können, ob es der beste Jahrgang aller Zeiten ist. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sich der 2020er als der beste Jahrgang seit 2010 entpuppt. Übrigens konnte die überragende Qualität des Burgund-Jahrgangs 2020 anfangs nur die wenigsten erkennen. Ein heißes Jahr mit früher Lese ließ nach der Papierform neuerlich eher volle Weine irgendwo zwischen 2018 und 2019 erwarten, hätte es nicht die kühle Phase mit viel Niederschlag im Mai und Juni gegeben. Diese sorgte einerseits für die erste Ertragsreduktion durch Verrieselung, andererseits für eine gute Feuchtigkeitsreserve im Boden für den heißen Sommer.