Der Brunello-Eklat
Der edle Brunello di Montalcino besteht ohnehin zu 100 Prozent aus Sangiovese (auch: Prugnolo Gentile) – als gesichert gilt das zumindest seit 2008, als es bei der Messe Vinitaly aufgrund des Vorwurfs der Verwendung unerlaubter Rebsorten zur Beschlagnahmung von einigen Millionen Litern Brunello kam. Diese Vorwürfe konnten zwar entkräftet werden, aber das schockierte Konsortium trat zusammen und die Winzer legten sich unwiderruflich auf 100 Prozent Sangiovese fest.
Heute zählt dieser tanninreiche und lagerfähige Rotwein zu Italiens berühmtesten, bis in die siebziger Jahre war Montalcino aber nur ein bitterarmes verschlafenes Hügeldorf in der südlichen Toskana. Der große Aufschwung kam in den achtziger Jahren. Amerikanische Investoren hatten mit Castello Banfi eine hochmoderne Kellerei errichtetet, die Herstellungstechnik verfeinert und ihren Wein letztlich zum Exportschlager gemacht. Das Image von Brunello di Montalcino stieg weltweit und immer mehr Familien, die Weinberge besaßen, begannen selbst abzufüllen. Im Jahr 1960 standen gerade mal 60 Hektar unter Reben, heute hält man bei 2.600 Hektar Sangiovese. Suchten viele Weingüter bis vor einigen Jahren noch nach dem Plus an Konzentration und Dichte, so geht es heute auch beim Brunello di Montalcino bevorzugt in Richtung Finesse.